Der erste Eintrag: Ja, das Foto ist alt, das war kurz nach meinem Abi in den Siebzigern. Ich mag es. 😉
Und ich mag aufschreiben, was mir zur Tagespolitik einfällt. Nein, nicht eine Bestätigung dessen, was tausendfach von andern schon gesagt wurde, sondern nur, wenn ich glaube, einen abweichenden Standpunkt zu haben – und gute Gründe dafür.
Fangen wir doch mal mit der Steuerbetrügerei an.
Nein, es interessiert mich nicht die Bohne, welch’ seltsame Ausreden Prominente für ihr Fehlverhalten haben. Das ist bei kleinen Sündern auch nicht anders; wer jemals einen Tag als Zuschauer im Gericht verbracht hat, kennt es zur Genüge. Das langweilt, genau wie die Empörung darüber. So seien die Menschen halt, hat Wolfgang Schäuble angeblich bei Jauch gesagt.
Und der Ruf nach harter Bestrafung ist ja auch nicht neu. Und damit sind Gefängnissstrafen gemeint. Die eigentlich Frage muss doch aber sein: Wem sollte das nützen? Was wünschen wir uns denn eigentlich?
Ja, die Betrüger sollen Schmerzen erleiden, dafür, daß sie uns jahrelang beschissen haben, uns, die wir unter erheblich mehr Schmerzen unsere Steuern bezahlt haben als die Reichen, die ja offenbar das viele Geld gar nicht ausgeben konnten und also anlegen mussten. Da frag’ man doch mal einen normalen Familienvater, was der am Ende des Monats noch im Portmonnaie hat.
Und eh’ das gleich wieder aufflammt: ich kotze auf die Berufs-Abwiegler, die reflexartig als erstes schreien, diejenigen, die sich über aufgeflogene Steuerbetrüger aufregten, das seien doch alles Heuchler und dann noch Jesus zum Zeugen machen mit “….der werfe den ersten Stein”!
Um es hier klar und deutlich zu sagen: ich habe noch nie eine private Restaurant-Rechnung als geschäftlich ausgegeben (das wäre ja auch eine Beleidigung derer, die ich eingeladen habe) und ich habe auch keine Konten im Ausland. Und ich glaube, daß 95% meiner Landsleute genauso steuerehrlich sind, und sich deshalb über einen Ulli Hoeness oder Frau Schwarzer völlig zu Recht aufregen. Aufregen, weil die es ja nun wirklich nicht nötig haben – das mag beim kleinen Handwerker, der sich mühselig über Wasser hält, ein wenig anders aussehen….
Also: was wollen wir? Ja, es soll richtig weh tun. Und nein, es soll die Selbstanzeigen nicht behindern – was eine drohende Gefängnisstrafe durchaus bewirken kann. Und es soll den angerichteten Schaden wieder gut machen.
Ausserdem muss die 10 Jahresgrenze irgendwie kompensiert werden, warum sollten Steuern, die vor 20 Jahren hinterzogen wurden, plötzlich irrelevant sein? Das ärgert doch wieder nur diejenigen, die immer brav bezahlt haben?
Wie wäre es damit: Du hast die Zinsen nicht versteuert? Dann behandeln wir das wie Drogengeld: wir nehmen sie Dir ganz weg: Steuersatz 100%! Warum? Du hast auf Risiko gespielt und verloren, Dein Einsatz waren die Zinsen, Du hast auf Schwarz gesetzt – aber Rot ist gefallen und Dein Einsatz ist leider perdü 🙂
Oh, Du hast es im großen Stil betrieben? Dann gibt es noch eine Strafzahlung, sagen wir pro 100.000 Zinsen 1% Deines Kapitals. Also progressiv. Bei einer Million unversteuerter Zinsen dann 10% vom Kapital, bei 50% hören wir auf.
Hey, das wären 5 Mio nur Zinsen – wenn Du das bei bei 4,5% Zinssatz etwa 10 Jahre lang betrieben hast, dann reden wir von 10 Millionen, mit denen Du angefangen haben musst! Und wenn Du dann 5 Mio Strafe zahlen musst, bist Du doch kein armer Mann? Also hör’ auf zu jammern!
Ahhhhja: das gilt natürlich nur bei Selbstanzeige – egal, ob vollständig oder nicht, Hauptsache, Du hast den Schritt getan, bevor wir bei Dir die Hausdurchung gestartet haben.
Du hast Dich nicht selbst offenbart? Dann gibt es zusätzlich zu jedem Prozent Strafe noch eine Woche Haft, und zwar ohne Bewährung. Also bis maximal 50 Wochen. Das soll die Selbstanzeigerei befördern, sonst nichts. Was nützt uns ein Schlagersänger der im Gefängnis sitzt? Eben. Und die Selbstanzeigen sollen das Steuersäckel füllen – unter der Bedinung, daß damit Staatsschulden aufgelöst werden.
Also: Honess und Schwarzer wären ohne Gefängnisstrafe davongekommen, hätten aber schmerzlich viel Geld bezahlen müssen. Zumwinkel noch mehr, und er hätte auch ein dreiviertel Jahr gesessen – nicht auf seiner Burg, sondern im Knast. Dann wären die anderen schon von selbst gerannt gekommen und hätten gerne bezahlt.
Und so hätten wir alle was davon, Herr Schäuble mehr Geld, das Steuervolk mehr Gerechtigkeit, unsere Rachegelüste wären wunderbar befriedigt und die Betroffenen dürften wirklich darauf pochen, daß sie gesühnt haben, so sehr, daß sie sogar ein bißchenMitleid verdienen und wir sie wieder in unsere Gemeinschaft aufnehmen können. Ohne schräg zu gucken.
LG LB 11.02.2014